Lustenauer Senf

Generationswechsel schmackhaft gemacht

„Inspiration, Austausch und Genuss“ standen im Zentrum des neuen Veranstaltungsformats „Tourismus im Dialog“, das am 5. Dezember in Lustenau Premiere feierte. Zwei Sessions führten die Touristiker:innen zu nachhaltig erfolgreichen Traditionsbetrieben: Lustenauer Senf und dem neuen Stickerei-Museum S-MAK. Weitere Gesprächspartner:innen waren Thomas Bösch, Geschäftsführer des Gasthofs und Hotels Meindl, sowie Hannes Hagen (soundevent). „Der Dialog mit der Wirtschaft ist uns wichtig. Wir wollen voneinander lernen und Leistungstragende in die Regionalentwicklung einbinden“, betont Mathias Klocker, Geschäftsführer der Bodensee Vorarlberg Tourismus GmbH .

Kleines Team, großes Sortiment

Die erste Exkursion ging ins neue Betriebsgebäude der Lustenauer Senf Bösch GmbH. Hier leitet Stefan Bösch mit seinem Cousin Georg – beide nicht verwandt mit Thomas – ein Unternehmen, das seit 1911 besteht und seit Kurzem im Glaserweg (zwischen Vetterhof und Amann Kaffee) zu finden ist. Die Größe des Teams ist überschaubar: In der Produktion sind sie nur zu dritt. In der Hochsaison ab April und im Dezember kommen bis zu 52 Tuben pro Minute aus der Abfüllmaschine. „Da braucht man flinke Finger“, sagte Stefan lächelnd. Insgesamt produziert das Unternehmen 250 Tonnen Senf pro Jahr. Ihr Bestseller ist der scharfe Senf. Hinzu kommen Sorten wie Rheintaler Bauernsenf, Bio-Senf von Blutorangen bis zum „Schwarzen Gold“ mit Aktivkohle und eingedicktem Apfelsaft. 

Shop vor Ort

Der Umsatz liegt bei rund 1 Million Euro. Für Einheimische wie Tourist:innen gleichermaßen interessant: Derzeit entsteht ein Museums-Rundgang mit 12 Stationen, der die Geschichte des Unternehmens beleuchtet. Ebenso im Aufbau ist der Online-Shop. Vor Ort ist bereits das vielfältige Sortiment verfügbar.

Die Marke „Lustenauer Senf“ ist stark. Den Großteil verkaufen die Böschs in Vorarlberg und im Bodenseeraum. Fans hat der Senf auch in Wien. Zwei Feinkostläden in Hamburg und Frankfurt stehen ebenso auf der Kund:innenliste. 

Herausforderungen des Wandels

Zum Thema Generationswechsel wusste Thomas Bösch einiges beizutragen. Auch er führt einen Familienbetrieb in vierter Generation. In der Diskussion erzählte er, wie schwer beispielsweise sich sein Vater tat, das Mittagstisch-Angebot aufzugeben – auch wenn es sich nicht mehr rechnete. 1952 hatten Meinrad und Anna Bösch den Gasthof gegründet. Später kam der Hotelbetrieb dazu, 2016 das Apartmenthaus Anna. 

Bewusste Strategie

„Auf einen Verdrängungswettbewerb mit großen Unternehmen wie Mautner Markhof lassen wir uns nicht ein. Bei einem Preiskampf hätten wir keine Chance“, erklärte Stefan. Vor dem Gespräch mit anschließender Senf-Verkostung hatte Stefan Bösch eine interessante Hausführung gegeben und die Schritte der Senfproduktion erklärt. Dabei erfuhr die rund 20-köpfige Gruppe unter anderem, dass 6 verschiedene Senfsaaten verwendet werden – 2 gelbe und 4 braune. Je nach Mischungsverhältnis und Gewürzen entstehen die unterschiedlichen Varianten. Die Senfkörner erhalten die Böschs aus Österreich und der Ukraine, eine braune Sorte wird sogar extra für das Unternehmen in Italien angebaut.

 

Tipp: Der Chili-Senf ist exzellent. Wer allerdings einen empfindlichen Gaumen hat, sollte ihn sehr sparsam dosieren.