Brini Fetz

Einatmen, ausatmen

Brini Fetz

Brini Fetz badet mit Vorliebe im winterkalten Wasser und gründete dank einer Leidenschaft für Essen und Lebensmittel ihr auf Food spezialisiertes Designstudio hej studio. Mit Standorten in Bregenz und Kopenhagen kombiniert sie die Vorzüge beider Orte – die offene, neugierige Kultur der Dänen und den „Macher-Spirit“ der Vorarlberger.

Brini Fetz

Sie hat diesen Riecher, der sie erkennen lässt, welches Potential in einer Idee steckt. Als Brini Fetz nach dem Wirtschaftsstudium und ihrer Ausbildung auf der Wiener Hochschule „die Graphische“ ihre Fühler ausstreckte, fand sie in Dänemark an der Copenhagen Business School das für sich ideale Masterstudium Management of Creative Business Processes. Schnell fanden sich dort auch vier junge Studentinnen mit einer gemeinsamen Leidenschaft – dem Kochen und Backen.

Ihre selbstgemachten Kreationen präsentierten und verkosteten die zukünftigen Unternehmerinnen zunächst in gemütlichen Kaffeerunden an der Uni. Das Interesse ihrer Mitstudenten und Mitstudentinnen war groß, erste Pop-up Events wurden organisiert und im Laufe der Jahre entstand aus dem Projekt ein richtiges Unternehmen – und ein überaus erfolgreiches. Am Ende des Studiums hatte das Frauenquintett ein kleines Food-Imperium aufgebaut. Sie wurden von Unternehmen für spezielle Anlässe engagiert und von Lebensmittelfirmen für Marketing und Branding beauftragt.

“In Skandinavien hat man eine andere Haltung zum Wetter. Man nimmt es einfach hin, dass es auch mal kalt und windig ist.”

Eisschwimmen macht glücklich

Aus den zwei geplanten Jahren in Kopenhagen wurden acht. Und dabei lernte Brini nicht nur Dänisch, sondern auch das Eisschwimmen kennen – eine Sache, die im hohen Norden fest in der Kultur verwurzelt ist. Auch in unseren Breiten wird das Schwimmen im kalten Wasser immer mehr zum Trend. Manche schaffen das mit speziellen Atemtechniken, aber Brini Fetz braucht keine Technik, für sie ist das Schwimmen im kalten Wasser ein Kick, auf den sie nicht mehr verzichten möchte.

„In Skandinavien hat man eine andere Haltung zum Wetter. Man nimmt es einfach hin, dass es auch mal kalt und windig ist, aber deswegen lässt man sich nicht davon abhalten rauszugehen. Es gibt viele Studien über das Eisschwimmen, aber einfach gesagt, ist es so, dass durch das eiskalte Wasser der Körper in Alarmbereitschaft versetzt wird und er deshalb Adrenalin und Endorphine ausschüttet – also alles, was glücklich macht. Er zieht automatisch das Blut in die Körpermitte, um die wichtigen Organe zu schützen. Deshalb wirst du richtig warm, wenn du wieder draußen bist. Die Gefäße werden trainiert und es ist gut für die Haut und das Immunsystem – man ist frisch und stolz, weil man es geschafft hat. Wenn man gesund ist, kann das jeder,“ berichtet sie. Mit dem Kopf unter Wasser geht sie selten und vor allem würde sie es nicht empfehlen, wenn man grade erst mit dem Eisschwimmen anfängt.

Das Winterschwimmen brachte sie auch mit nach Vorarlberg, denn die Zeit der Food-Events war vorbei, die fünf jungen Frauen zog es in unterschiedliche Richtungen. Brini spezialisierte sich auf das Thema Food-Branding und gründete 2020 in Bregenz das hej studio. Den Studio-Space in der Bregenzer Innenstadt teilt sie mit anderen Kreativen und Unternehmern, um Kreativität, Gemeinschaft und Networking zu fördern.

Brini Fetz
Brini Fetz
Brini Fetz, Spinnwebe in Kälte

Pragmatische Vorarlberger und neugierige Dänen

Warum sie wieder nach Vorarlberg zurückkam, beantwortet sie gern: „Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich wieder Sehnsucht hatte nach dem Zuhause sein, nach der Ruhe und der Natur hier. In einer Region wie hier leben zu dürfen – mitten im Zusammenspiel von mächtigen Bergen und der Weite des Bodensees – empfinde ich als enormen Luxus. Vor der Arbeit schnell auf den Pfänder rauf, mit der Bahn runter und auf dem Weg zurück noch schnell in den See hüpfen – wo kann man das schon? Ich mag aber auch die Mentalität hier, den macherischen Pragmatismus. Das, gepaart mit dem neugierigen, offenen Spirit aus dem Norden, ergibt eine fruchtbare Basis für alles, was wir tun bei hej studio.“

Der Zeitpunkt des Zurückkommens war für sie ideal, es war kurz vor der Pandemie und plötzlich ging alles digital. „Da spielte es dann auch keine Rolle, ob ich physisch in Bregenz oder Kopenhagen bin.“ Brini pendelt aber noch regelmäßig nach Kopenhagen, um ihre Kunden:innen dort zu betreuen.

Als Vision für die Zukunft sieht sich die junge Designerin auch in einer Gastgeberinnen-Rolle: „Ich war 19 Jahre alt, als ich zum ersten Mal länger im Ausland war. Meine Eltern holten mich vom Bahnhof ab und auf dem Weg nach Hause auf den Eichenberg hat sich dann zum Sonnenuntergang über dem Bodensee das Rheintal mit den Alpen vor mir aufgetan. Da habe ich verstanden, was für eine Gegend das ist, in der wir leben – ein Ort, an dem andere Urlaub machen. Ich könnte mir gut vorstellen, selber einmal ein kleines Bed & Breakfast zu haben. Vielleicht irgendwo am Pfänder. Dort würde ich dann meine Freunde aus aller Welt willkommen heißen. Das ist eine Idee, die mir schon länger vorschwebt, denn ich bin sehr gerne Gastgeberin und zeige meinen Besuchern nicht ohne Stolz, wie fein wir es hier haben und wie man das Leben in Vorarlberg genießen kann.“ 

Brini Fetz
Brini Fetz
Brini Fetz

Start der Winterschwimm-Saison im Bodensee

Wenn der Herbst kommt, beginnt Brini mit dem Eisschwimmen im Bodensee. Das österreichische Bodenseeufer ist überall frei zugänglich und entlang der Pipeline zwischen Bregenz und Lochau wurde in den letzten Jahren ein wunderbarer Badeabschnitt mit Stegen gestaltet. Diese eignen sich perfekt für den Einstieg in das kalte Nass.

Ähnlich der Kopenhagener Pop-Up Events versammelte Brini erst Gleichgesinnte aus dem Bekanntenkreis. Pünktlich mit dem Ende der Sommersaison am See treffen sich dann die Eisschwimmer:innen meist einmal die Woche und gewöhnen sich mit dem Abkühlen des Bodensees an das immer kälter werdende Wasser. Im Februar erreicht der Bodensee meist mit etwa vier Grad seine kühlste Temperatur. Geübte schaffen es mehrere Minuten im Wasser, andere nur wenige Sekunden – doch belohnt werden alle mit dem unglaublichen Kick danach.

Auch in diesem Winter gilt der Steg als inoffizieller Sonntagstreffpunkt. „Beim Winterschwimmen ist natürlich jede und jeder selbst verantwortlich,“ sagt Brini. „Aber wer gerne in Gemeinschaft diese Erfahrung machen möchte, ist willkommen. Am besten nicht lange darüber nachdenken. Einfach ins Wasser gehen, eintauchen und ruhig einatmen, ausatmen.“

Mehr über Brini Fetz und ihre Arbeit unter:

www.hejstudio.at